Angst ist zuerst einmal ein normales Gefühl. Sie mahnt uns zu erhöhter Wachsamkeit und hilft uns, unsere Kräfte zu mobilisieren und Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Auch unser Körper schlägt Alarm und reagiert auf unterschiedliche Art: das Herz schlägt schneller, die Muskeln verkrampfen leicht und Stresshormone werden ausgeschüttet. Wir bereiten uns dadurch auf die Flucht oder auf einen Angriff vor. Nach überstandener Gefahr lässt die Angstreaktion wieder nach und wir entspannen uns langsam. Doch wo liegt die Grenze zwischen normaler Angst und einer Angsterkrankung? Sobald Angst unsere Gefühlswelt dauerhaft belastet, unseren Alltag beherrscht und unsere Handlungsfähigkeit lähmt, könnte eine Angststörung oder Ausdruck einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung vorliegen.
Depressive Episoden sind bei Angststörungen die Regel. Unter dem Begriff der Phobien fallen krankheitswertige Ängste vor Situationen, Gegenständen oder Ereignissen, die sich bei den Betroffenen in dem unangemessenen Wunsch äußern, den Anlass der Angst zu vermeiden:
Soziale Phobie ist gekennzeichnet durch die Furcht, von anderen beobachtet, bloßgestellt und negativ beurteilt zu werden. Betroffene vermeiden deshalb soziale Anlässe, in denen sie vor anderen sprechen oder mit ihnen essen müssen.
Agoraphobie ist die Angst vor öffentlichen Räumen, Menschenansammlungen oder ganz allgemein Situationen, wo Flucht, Hilfe oder Rettung für die Betroffenen unerreichbar scheint. Die innere Unruhe kann sich bis ins Unerträgliche steigern. Der Drang, sofort den Ort verlassen zu müssen ist groß. Menschen mit Agoraphobie vermeiden daher öffentliche Verkehrsmittel, Autofahrten auf Autobahnen oder abgelegenen Landstraßen, aber auch das Einkaufen in der überfüllten Innenstadt. Manche Betroffene sind nur in Begleitung einer vertrauten Person in der Lage, die alltäglichen Anforderungen zu meistern. In schwerwiegenden Fällen kommt es zur völligen Isolation, wenn das Haus oder die Wohnung als schützende Räume nicht mehr verlassen werden können.
Die Klaustrophobie ist eine gesonderte Form der Platzangst. Die Furcht bezieht sich auf enge, kleine Räume wie Aufzüge, Umkleidekabinen, Flugzeugkabinen, etc.
Als spezifische Phobien werden die zahlreichen verschiedenen Ängste vor bestimmten Dingen oder Situationen bezeichnet, wobei u.a. Phobien vom Tiertyp, Naturgewaltentyp, Injektions- und Verletzungstyp.
Von den Phobien abgegrenzt wird die Panikstörung, die sich durch wiederkehrende Panikattacken bemerkbar macht, die überfallartig wie aus heiterem Himmel über die Betroffenen hereinbrechen. Körperlich macht sich Panik bemerkbar durch heftige Beschwerden wie Atemnot, Herzrasen, Schweißausbrüche und Ohnmachtsgefühle, die sich bis zur Todesangst steigern können, jedoch binnen einer Stunde meist wieder vollständig abklingen. Viele Betroffene leben mit der ständigen Sorge vor der nächsten Panikattacke, und es ist oft diese Angst vor der Angst, die im Alltag als besonders einschränkend empfunden wird. Typisch ist auch hier das Auftreten von Vermeidungsverhalten, d.h. die Betroffenen gehen jeder Situation aus dem Weg, die die nächste Panikattacke heraufbeschwören könnte.
Charakteristisch für die Generalisierte Angststörung ist hingegen eine seit Monaten oder Jahren bereits bestehende quälende Angst und Besorgnis, die dauerhaft das Denken und Lebensgefühl der Betroffenen bestimmt und sich nicht mehr kontrollieren lässt. Andauernde innere Unruhe und Anspannung sowie ständiges Grübeln über mögliche Gefahren und Unglücksfälle sind kennzeichnend. Die Angst ist ein ständiger Wegbegleiter der Betroffenen und kann sich mitunter zu Panikattacken zuspitzen oder in eine Depression münden.